Es ist 6:30 Uhr. Instrumente und Koffer sind eingeladen, der Bus ist voll besetzt. Niemand ist wirklich wach, aber alle freuen sich: Wir, das Orchester der Friedrich-von Bodelschwingh-Schulen Bethel, machen uns auf den Weg nach Krakau, um dort unser polnisches Partnerorchester, die Junge Philharmonie Krakau, zu einer sechstägigen Jugendbegegnung zu treffen.
Einige von uns waren bereits bei der letzten Krakau-Reise vor drei Jahren mit dabei. Trotzdem gibt es viele offene Fragen: Wie werden die polnischen Schüler sein? Wie verhält man sich am besten in einer Gastfamilie? Wie wird die Verständigung gelingen?
Schon am ersten Tag wurde uns jedoch klar, dass diese Sorgen größtenteils völlig unbegründet waren: Die Familien waren alle unglaublich freundlich und zuvorkommend, haben sich Mühe gegeben, uns immer alles recht zu machen, für uns gekocht, uns überall hingebracht und uns wie Familienmitglieder behandelt. „Wir haben uns sehr geehrt gefühlt, mit was für einer Selbstverständlichkeit und Herzlichkeit wir in die Gastfamilie aufgenommen wurden, da wir sogar auf der Juwelenhochzeit der Großeltern sein durften“, berichten Uma (16) und Jana (16).
Außerhalb der Proben gab es Abende mit witzigen Kennenlernspielen und gemeinsamen Mahlzeiten. Das umfassende Sightseeing-Programm startete mit der Besichtigung des ehemals jüdischen Viertels Kasimierz und dem Besuch des Schindlermuseums, in dem wir einiges über die Besetzung Krakaus während des 2.Weltkrieges gelernt haben. Ein bedrückender Programmpunkt für die Älteren war die Besichtigung des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz, während die jüngere Gruppe auf der berühmten Wawelburg war.
Aber das Wichtigste war natürlich die Musik. Unsere Proben fanden im Konzertsaal der „Zespól Panstwowych Skól Muzycznych“, einer Spezialschule für Musik, statt. Unter der Leitung von Tomasz Chmiel und Matthias Günther studierten wir Tänze von Bedrich Smetana aus seiner Oper „Die verkaufte Braut“ und die Musik zu allen acht Harry Potter-Filmen ein. Dabei saßen immer ein polnischer und ein deutscher Schüler an einem Notenpult. Selbst wenn es ab und zu kleinere Schwierigkeiten mit der Verständigung gab, hatten wir immer noch unsere gemeinsame musikalische Sprache, in der wir uns mehr als gut verstanden. „Das Schönste am gemeinsamen Musizieren war, dass alle eine Einheit gebildet haben und mit riesengroßem Spaß musiziert haben“, erzählt Rune (19) begeistert.
Unser eigenes Programm führten wir in einem Konzert in einer vollbesetzten Kirche auf. Am Ende gab es „Standing ovations“ des begeisterten Publikums.
Die Zeit verging wie im Flug und nach sehr ereignisreichen Tagen stand dann schon das gemeinsame Abschlusskonzert an. Beide Orchester führten erst einen Teil ihres eigenen Programms auf. Im zweiten Teil spielten wir dann zusammen mit großem Erfolg die gemeinsamen Stücke. Das Konzert verklang mit tosendem Applaus und unserer Lieblingszugabe.
Nach einer ausgiebigen Feier ging auch dieser letzte gemeinsame Tag zu Ende. Am nächsten Morgen folgte der zum Teil tränenreiche Abschied. Nur schwer konnten wir uns von unseren neuen (und alten) Freunden lösen. Umso sehnsüchtiger warten wir auf den Gegenbesuch im nächsten Jahr.
Als letztes kann man wirklich nur sagen, dass Projekte wie diese nicht nur Spaß für die Beteiligten sind, sondern auch wichtig für unsere Toleranz, unsere persönliche Entwicklung und natürlich unsere Englischkenntnisse.
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